FUROR von Lutz Hübner und Sarah Nemitz
INHALT
Ausgerechnet in der heißen Phase seines Wahlkampfs um das Amt zum OB einer großen deutschen Stadt gerät der
Ministerialdirigent Heiko Braubach in einen Verkehrsunfall. Mitten im Bahnhofsviertel fährt er einen jungen Mann so schwer an, dass dieser für immer an den Rollstuhl gefesselt sein wird. Zwar ist
Braubach schuldlos - der Junge stand zum Zeitpunkt des Unfalls unter massivem Drogeneinfluss und war einfach auf die Straße gelaufen -, dennoch beschließt er, wenn auch mit zweieinhalb wöchiger
Verspätung, die Mutter des Jungen aufzusuchen, um mit ihr gemeinsam zu überlegen, wie man ihrem Sohn, der noch im Krankenhaus liegt, die richtige Hilfe zukommen lassen kann.
Die Mutter, Nele, von Beruf Altenpflegerin, die jeden Cent dreimal umdrehen muss, reagiert zunächst reserviert auf Braubachs Vorstöße. Mit der Zeit jedoch taut sie merklich auf und wirkt fast
dankbar angesichts der ehrlichen Betroffenheit und selbstlos wie großzügig vorgetragenen Hilfsangebote Braubachs. Alles scheint auf ein vernünftiges Ziel hinzulaufen, als mit einem Mal der Cousin
des schwerverletzten Junge - Jerome - auftaucht. Dieser sieht die Stunde seines heiligen Zorns gekommen. Da ist sie, die Fratze des machtgierigen, bigotten und nur auf die eigene Karriere
bedachten Politikers! - doch nicht mit Jerome. Für ihn ist klar, dass Braubach nur aufgekreuzt ist, um zu vermeiden, dass sich die ganze Geschichte im Wahlkampf gegen ihn wenden könnte. Und so
wittert Jerome seine Chance, Braubach zu erpressen. Doch da hat er die Rechnung ohne den abgezockten Politiker gemacht. Ein Schlagabtausch entspinnt sich zwischen den beiden: auf der einen Seite
der etablierte, pragmatische Politiker, auf der anderen Seite ein junger Mann voller extremer Positionen, die sich aus Enttäuschung, Wut und Hass speisen.
Das erfolgreiche Autorenduo Lutz Hübner und Sarah Nemitz („Frau Müller muss weg“) schickt in seinem neuesten Stück exemplarisch drei Vertreter einer Gesellschaft, deren Konsens zerfällt, in einen rasanten Showdown. Wer repräsentiert eigentlich noch die Ver- lierer des neoliberalen Wett-bewerbs? Was lässt unsere Gesell-schaft auseinander- brechen? Wie erodieren demokratische Werte? Diese Fragen waren der Ausgangspunkt für das Autorenduo.
Inszenierung: Kay Szacknys
Heiko Braubach Willi Schlüter
Jerome Frederik Reents
Nele Siebold Inga Kolbeinsson
Fotos: Joachim Giesel