Keine Angst vorm bösen Wolf

Von Sonja Steiner 

 

list. Das beliebte Märchen vom „Rotkäppchen“, das ursprünglich aus dem Elsass stammt und von den Gebrüdern

Grimm aufgeschrieben wurde, kommt jetzt in einer kindgerechten und humorvollen Fassung in Willi Schlüters Theater in der List.

In Schlüters Inszenierung marschiert ein selbstbewusstes Rotkäppchen (Marie-Madeleine Krause) durch den Wald, das seiner schrulligen Großmutter (Inga Kolbeinsson) zum Geburtstag Wein und Kuchen bringen will.

Die Warnungen der Tiere, unter anderem einer Kreuzotter, einer Fledermaus und einer Schnecke, vor dem bösen Wolf (Günter Stückemann) schrecken das sangesfreudige Mädchen nicht. „Falls ich dem Wolf begegne, bin ich einfach freundlich. Ich habe da ein gutes Gefühl“, meint Rotkäppchen. Als es auf den Wolf trifft, trickst es ihn erst einmal mit einem Rätsel aus. Verdutzt über so viel Courage macht er das Spiel mit – und Rotkäppchen macht sich davon. Zweimal entgeht es seinen Klauen, beim dritten Mal aber legt er sich in das Bett der Großmutter, die er vorher schon verschlungen hat. Dieses mal lässt sich Rotkäppchen vom Wolf täuschen, und das geht nicht gut für das Mädchen. Wenn da nicht sein guter Freund, der Hase Hoppel (Frederick Reents), wäre. Er kann den Jäger davon überzeugen, dass der böse Wolf existiert.

Als sie am Haus der Großmutter ankommen, scheint alles zu spät zu sein. Doch da hören sie Rotkäppchens Stimme aus dem Bauch des Wolfs und befreien es und die Großmutter. Was dann mit dem Wolf geschieht, sei nicht verraten – nur so viel: Rotkäppchen liebt Tiere und hat ein großes Herz.

Mit einfachen, effektvollen Mitteln setzt Schlüter das Märchen in Szene. Schattenspiel, Handpuppen und ein nicht ganz so kluger Wolf bringen Spannung und Humor in die Geschichte. „Ich wollte die Kinder in ihrer Lebenswirklichkeit einbeziehen, es ist ja eigentlich ein schwieriges und auch grausames Märchen“, erläutert Regisseur Schlüter. In seiner Version geht es daher um Mut und Freundschaft. Und so lautet das Fazit: „Nur wer auch Angst hat, kann wirklich mutig sein.“ Diesen Satz sagt Hoppel, der Hase. Und der muss es wissen, denn er wandelt sich vom Angsthasen in einen Lebensretter.

HAZ - STADT−ANZEIGER

DONNERSTAG, 17. DEZEMBER 2015 | NR

 

 

 

Von Uwe Janssen   HAZ- Kultur 27.11.2016

Das Theater in der List zeigt auch in diesem Jahr wieder ein neues Wintermärchen für Kinder. Bis zum 18. Dezember ist dort "Rotkäppchen" zu sehen. 

Als der Wolf dann tatsächlich kommt, machen die Kinder bei der Premiere des Winter-märchens "Rotkäppchen" im Theater in der List große Augen. Und das junge Publikum, das rund um die Spielfläche sitzt, hilft mit und warnt das Rotkäppchen. Eigentlich ist Hoppel der heimliche Star des Abends. Hoppel ist ein pinkfarbener Hase, ein Angsthase, ein Schisser, wie alle sagen. Aber Hoppel weiß, dass im Wald ein Wolf ist - was der Jäger hartnäckig leugnet. Auch Rotkäppchen marschiert trotz aller Warnungen sorglos in den Forst. Und als der Wolf dann tatsächlich kommt, machen die Kinder bei der Premiere des Wintermärchens im Theater in der List schon ziemlich große Augen.

Doch zunächst hat der alte Wolf (Günter Stückemann) mehr Angst vor dieser selbst-bewussten jungen Dame (Marie-Madeleine Krause) als umgekehrt. Schließlich ist er vom Rudel verstoßen worden und zweifelt nun an seiner Gefährlichkeit. Das Rotkäppchen, das im Vogelstimmenerkennen kaum zu schlagen ist, hält ihn auf dem Weg zur Oma (Inga Kolbeinsson) zum Narren und entwischt. Doch es mag diesen Wolf auch.  Angst hat es jedenfalls keine, auch nicht vor einer Schlange. „Tiere tun mir nichts“, sagt es und hält auch den Jäger (Nils Burda) davon ab, ihn zu erschießen. Doch Hoppel (Frederick Reents) ahnt Böses. Und die Kinder, die rund um die Spielfläche sitzen, helfen mit und warnen Rotkäppchen vor dem Wolf.

Denn er hat noch eine letzte Idee, die ihn nicht nur satt macht, sondern ihm auch wieder seinen Stolz zurückgibt. Und so locker Hausherr Willi Schlüter als Regisseur mitunter auch mit dem Grimm-Klassiker umgeht, so werktreu ist er bei Rotkäppchens berühmten Fragen nach Augen, Ohren und Maul. Und so geschickt wie er die Freßszenen als Schattenspiel hinter einen Vorhang verbannt, so elegant entschärft er dieses eigentlich ziemlich grausame Stück für Kinder, ohne ihm seine Aussage zu nehmen.